Freitag, 30. April 2010

Malteser auf Mitgliederfang

Hilfsorganisationen verbessern die Welt. Sie machen irgendwelche tollen Sachen mit tollen Spendengeldern und geben den Spendern ein tolles(gutes) Gewissen.
So die Theorie - hier meine persönliche Erfahrung mit dem Malteser:

Mitte März spricht mich eine junge Frau an als ich nichtahnend die Treppen des U-Bahn-Ausgangs erklimme, sie überzeugt mich "kurz zuzuhören".
Sie redet schnell, erläutert mir ein Projekt das der Malteser angeblich leitet und das Spendengelder benötige.
Auf Nachfrage hin erklärt sie mir, dass das Geld ausschließlich dem beworbenen Projekt zugute käme, was mit der Angabe meines Wohnortes auf dem Anmeldeformular sichergestellt sei.
"6 Euro im Monat" meint sie und das klingt tatsächlich nicht so viel. Später erklärt sie die Zahlungsweise sei jährlich (wegen den Bankkosten) - also 72 Euro. Ich stelle fest dass das doch nicht so wenig ist und entscheide mich ggf. für 60 Euro (rechnerisch 5Eur/Monat) und 3Eur/Jahr für den Rettungsdienst.
Ich frage warum sie so schnell redet, denke dabei an eine Art Call-Center mit Prämienbasis. Sie meint dass sie nur 30 Sekunden hat denn länger können/wollen die Leute nicht zuhören; sie bekommt eine geringe Aufwandsentschädigung (glaube es sind 20Eur pro Tag), macht das aber generell freiwillig.
Auf meine Skepsis gegenüber Einzugsermächtigungen erklärt sie, ich bekäme einen Bestätigungsbrief bei dem ich mich noch einmal entscheiden könne doch nicht beizutreten.
Fassen wir nochmal zusammen:
  • Die Frau ist nicht angestellt sondern wirbt freiwillig Mitglieder
  • Der Spendenbetrag kommt ausschließlich einem Projekt zu Gute, nicht den Verwaltungskosten des Malteser
  • Ich erhalte einen Brief den ich bestätigen muss um Mitglied zu werden, erst dann erfolgt die Abbuchung.
 Ich willige also ein, bekomme einen Applaus von den rot gekleideten Leuten und dem Menschen im Tierkostüm. Auf dem Anmeldeformular trägt die junge Frau feierlich den akademischen Titel "Held" ein.


19 Tage später: Während ich noch überlege ob ich mit dem akademischen Titel meine Steuerklasse verbessert habe, werden von meinem Konto 63 Euro abgebucht die ich sofort zurückbuche.
Einen Tag später schickt Malteser den Bestätigungsbrief los, sinngemäß: "schönen Dank, hier Ihre Mitgliedskarte.".
Auf dem Brief prangt ein Foto des Malteser-Präsidenten: *lufthol* Dr. Constantin von Brandenstein-Zeppelin, dessen Name auch unter dem Brief steht.

4 Tage später bemerkt Malteser die Rüchbuchung und schickt einen Brief los. Dort wird mir angeboten die Einzugsermächtigung zu erneuern oder zu artikulieren warum ich die Abbuchung nicht mag. Die Möglichkeit zur Überweisung gibt man mir freilich nicht.

Ich schreibe einen Antwortbrief, widerrufe meine Mitgliedschaft, bringe meinen Unmut zum Ausdruck, vor allem über die Unehrlichkeit der jungen Frau, und bitte um Stellungsnahme.
1 Woche später trudelt eine formlose Bestätigung des Widerrufs ein. Unter diesem Brief steht allerdings kein Name, was ich durchaus verstehen kann.
fassen wir also die Realität zusammen:
  • Die angeblich freiwillig agierende Werberin hat in mindestens einer Beziehung gelogen
  • Einen angeblichen Bestätigungsbrief vor der Abbuchung gibt es nicht
  • Ob der Spendenbetrag nur dem beworbenen Projekt zu Gute kommt darf bezweifelt werden
  • Ohne Lastschrift geht scheinbar garnichts
  • Eine Entschuldigung oder Erklärung hält der Malteser (bis jetzt) nicht für nötig.
Es gilt also allgemein wie bereits bekannt:
Vorsicht bei Straßenverträgen, mündliches ist Schall und Rauch, im Zweifelsfall sollte man dann doch mal selber schauen wo man helfen kann.

Und wenns hart auf hart kommt:
Bei Straßenverträgen gibt es ein Sonderkündigungsrecht, genau wie im Netz - ich glaube beide betragen 2 Wochen.
Ich erinnere mich dass mir ein Werber des DVR (Deutscher Video Ring) einmal eine Karte in die Hand drückte: "sprechen Sie mich an!" Hier wurde ganz klar versucht das Sonderkündigungsrecht bei Straßenverträgen zu umgehen - vermutlich wirkungslos.

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