Sieben Jahre - vier Kontinente
Prolog
Bild: pixabay / geralt / CC0 |
Natürlich war mir klar dass ich nicht 20 Jahre lang den gleichen Job machen würde - aber als Freund von TV & PC war mir der Computerstuhl gedanklich viel näher als in einer fremden Stadt zu arbeiten (oder gar zu leben).
Bücher und Filme verarbeitete ich schon immer relativ nachhaltig - ein guter Film kann die Gedanken einige Tage oder Wochen beschäftigen, wohingegen Blockbuster am nächsten Tag vergessen waren.
Die Krise
Es kam dann doch anders, und als die Wirtschaftskrise eigentlich schon ausgestanden war, zeichnete sich dennoch das Ende meines Arbeitsverhältnisses ab: mein zweiter Jahresvertrag würde nicht verlängert werden.
Der Chef tröstete mich: "Wir haben viele Standorte in Deutschland, und Sie sind ja auch nicht im Karnickelzüchterverein." (goldig der Spruch).
So zog es mich also zu einem anderen Deutschen Firmenstandort, der neue Job allerdings mit 50% Reisebereitschaft.
Wie ist es eigentlich in...
Meine neuen Kollegen waren zum Großteil schon viel herumgekommen, und während ich als Neuling noch vom schicken Hotelzimmer der Fortbildung beeindruckt war, erzählten sie schon die wildesten Geschichten:
Von Schießereien war zu hören, der eine oder andere wurde schonmal überfallen oder war am anderen Ende der Welt ohne Geld gestrandet. So dramatisch ging es bei mir selten zu.
Uraltes Gleichnis der Blinden am Elefanten:
Alleine erfasst niemand das Wesen das Tieres.
Bild: pixabay / 2026111 / CC0
|
Was mir erst Jahre später auffiel: Die Erzählungen der Kollegen unterschieden sich mitunter ganz erheblich von meinen eigenen Eindrücken. Wenn man an Land X dachte hatte man ein Bild vor Augen und dieses Bild wurde gelöscht und durch eigene Eindrücke ersetzt sobald man selbst dorthin kam.
Später habe ich ganz bewusst das "wie mir das Land beschrieben wurde"-Bild konserviert und dann man meinem eigenen verglichen - der Unterschied war zum Teil erheblich! Geht das nur mir so?
Große Freiheit
Etwas kitschig, aber tatsächlich war das Album von Unheilig damals mein Lebensgefühl, meine heutige Geschäftspartnerin würde es wohl als "Tuberkulinum-Energie" bezeichnen.
Montage
Was ist das eigentlich? Als ich das Wort damals hörte, dachte ich zuerst an monatelange Einsätze auf Verregneten Ölbohr-Inseln ohne Kontakt zur Außenwelt. Vielleicht würde mich ja ein Windstoß in den Atlantik katapultieren? Sowas wie Fremdenlegion, wo man garnicht weiß ob und wann man nach Hause kommt?
Ganz so dramatisch war es dann (meistens) doch nicht, in den folgenden Jahren lerne ich nicht nur (zu) viele Hotels, Länder und vor allem Menschen kennen, sondern lernte auch AirBnB und Couchsurfing zu schätzen.
Die Wichtigste Erkenntnis war wohl dass man den Tee eigentlich überall mit Wasser kocht ;-)
Naja, und dass Deutschland eines der wenigen Länder mit dem Schild "Kein Trinkwasser" ist, wohingegen anderswo das Schild "Trinkwasser" benötigt wird. Kurz sacken lassen - wir sind schon ziemlich verwöhnt hier...
Die tiefste Beziehung hatte ich zu einer Freundschaft in China, gleich danach kam allerdings mein Taxifahrer. Der wohnt um die Ecke und hat sein Büro im Flughafen und so fühlten sich die Taxifahrten eher wie eine Mitfahrgelegenheit an - man kannte sich halt.
Meine Sonnenbrillen kaufte ich eigentlich immer an Flughafen denn da war ich ja eh dauernd. Beim Check-In und im Flugzeug stand ich mit als letzter auf während die meisten noch 10 Minuten ungeduldig in gebückter Haltung auf die Türöffnung warteten wie die Wölfe auf die Fütterung. Bei China Eastern probierte ich in der Regel kurz den Kopfhörer, stellte zu 90% fest dass dieser defekt war und ließ mir gleich einen neuen bringen. Ich lernte auch dass man das Bordpersonal eigentlich alles freundlich fragen darf - nein sagen kann es dann immer noch freundlich.
Meine Gedanken kreisten stets darum wann und wo es als nächstes hingeht und beim Blick auf die CO2-Emissionen der Reiseplanung fragte ich mich hin und wieder ob der liebe Gott diese auf meinen himmlischen Dispo anschrieb oder auf dem der Firma. So gewöhnte ich mich daran die gesetzliche Tagespauschale dem vorgesehenen Zweck zuzuführen: Auswärts essen und Reinigung.
Wenn ich ins Hotelzimmer zurückkehrte war es immer aufgeräumt und alles an seinem Ursprungsort. Das umfasste auch jene Möbelstücke welche ich bewusst weggeschoben hatte weil sie mir im Weg standen, was nach 10-20 Tagen schon mal anfangen kann zu nerven.
Zuhause wurde es immer schwerer sich an den "normalen" Alltag zu gewöhnen: Essen kochen & Wäsche waschen. Warum quatscht mich eigentlich keiner mehr wegen Smartphone-Selfies an? Ach ja, ich bin ja wieder in Deutschland...
Wenn ich dann nach 2 Wochen wieder im Rhythmus war ging es meist wieder los um die Welt zu retten:
Tea, please.
Naja, und dass Deutschland eines der wenigen Länder mit dem Schild "Kein Trinkwasser" ist, wohingegen anderswo das Schild "Trinkwasser" benötigt wird. Kurz sacken lassen - wir sind schon ziemlich verwöhnt hier...
Ausblick
Was hat sich in den kommenden Jahren verändert, und viel wichtiger: was erwartet dich als Leser?Die tiefste Beziehung hatte ich zu einer Freundschaft in China, gleich danach kam allerdings mein Taxifahrer. Der wohnt um die Ecke und hat sein Büro im Flughafen und so fühlten sich die Taxifahrten eher wie eine Mitfahrgelegenheit an - man kannte sich halt.
Meine Sonnenbrillen kaufte ich eigentlich immer an Flughafen denn da war ich ja eh dauernd. Beim Check-In und im Flugzeug stand ich mit als letzter auf während die meisten noch 10 Minuten ungeduldig in gebückter Haltung auf die Türöffnung warteten wie die Wölfe auf die Fütterung. Bei China Eastern probierte ich in der Regel kurz den Kopfhörer, stellte zu 90% fest dass dieser defekt war und ließ mir gleich einen neuen bringen. Ich lernte auch dass man das Bordpersonal eigentlich alles freundlich fragen darf - nein sagen kann es dann immer noch freundlich.
Meine Gedanken kreisten stets darum wann und wo es als nächstes hingeht und beim Blick auf die CO2-Emissionen der Reiseplanung fragte ich mich hin und wieder ob der liebe Gott diese auf meinen himmlischen Dispo anschrieb oder auf dem der Firma. So gewöhnte ich mich daran die gesetzliche Tagespauschale dem vorgesehenen Zweck zuzuführen: Auswärts essen und Reinigung.
Wenn ich ins Hotelzimmer zurückkehrte war es immer aufgeräumt und alles an seinem Ursprungsort. Das umfasste auch jene Möbelstücke welche ich bewusst weggeschoben hatte weil sie mir im Weg standen, was nach 10-20 Tagen schon mal anfangen kann zu nerven.
Zuhause wurde es immer schwerer sich an den "normalen" Alltag zu gewöhnen: Essen kochen & Wäsche waschen. Warum quatscht mich eigentlich keiner mehr wegen Smartphone-Selfies an? Ach ja, ich bin ja wieder in Deutschland...
Wenn ich dann nach 2 Wochen wieder im Rhythmus war ging es meist wieder los um die Welt zu retten:
Bitte alle Wertsachen auf das Band legen; Ihr Flug steht zum Check-In bereit; You can fasten and unfasten your seatbelt like this; please remain seated until the fasten-seatbelt-sign turned off; Your passport, please; your credit card please;
Coffee or tea, Sir?
unbearbeitetes Bild: mohamed_hassan / pixabay / CC0 |
Black tea or green tea?
Earl grey tea, please.
A green tea?
No, Earl Grey Tea, it's black.
A green tea?
Earl Grey.
A green tea?
Yes.. Thank you...😔
PS: Falls du diesen Artikel zum zweiten Mal liest wirst feststellen dass er länger geworden ist. Das liegt daran dass ich aus dem Gedächtnis schreibe und die Artikel gewissermaßen ein Eigenleben entwickeln.
Wenn du die Geschichten magst schau gern später mal wieder vorbei oder lasse einen Kommentar da. (Abo & Like wie die youtuber zu sagen pflegen)
50:
local GetActiveSpecGroup = GetActiveSpecGroup
839:
local activetalent = GetActiveSpecGroup()